Frau hält Glas mit frischem Salbei oder Rosmarin in Hand

Was, wenn du Rosmarin einfach selber ziehen würdest?

Erinnerst du dich noch an diese kleinen Bällchen aus Erde und Wildblumensamen? Vor einigen Jahren waren sie hipp, um urbane Brachen in üppige Blumenwiesen zu verwandeln. Meins war das nie. Ich tobe mich lieber auf dem Balkon aus, um Berlin grüner und bunter zu machen. Das Größte für mich: Rosmarin, Salbei und andere Kräuter selbst ziehen.

April ist perfekt für Aussaat und Anzucht auf der Fensterbank. Wie das geht und welches Equipment du zum Start in die neue Kräutersaison brauchst, erfährst du hier.

Rosmarin und andere Kräuter aus Samen ziehen: So geht‘s

  1. Kaufe Kräutersamen und Erde im Bioladen, Gartencenter, Baumarkt oder online.
  2. Organisiere kleine Pflanzgefäße für die Ausaat: Am besten Töpfe aus Holzfasern; die sind robust und kompostierbar.
  3. Befülle sie mit Erde und stecke die Samen hinein – wie tief, hängt von ihrer Größe ab (Hinweise siehe Verpackung). Mit einer leichten Erdschicht abdecken. Ganz feine Samen brauchen gar nicht abgedeckt werden.
  4. Stelle die Gefäße mit den Samen auf die Fensterbank oder einen anderen Ort in der Wohnung. Hauptsache warm und hell. Keimlinge mögen das.
  5. Gieße sie täglich, und zwar so, dass die Erde leicht feucht, aber nicht nass ist. Denn schnell bildet sich Staunässe und dann gammeln die Pflänzchen. Neben Wärme und Wasser brauchen Samen vor allem Luft, um zu keimen.
  6. Warte mit dem Umtopfen auf den Balkon bis Mitte Mai. Erst nach den Eisheiligen vom 11. bis 15. Mai kannst du die Kräuter auf den Balkon pflanzen. Dann sollten die Nächte frostfrei sein.
  7. Zum Umtopfen nimm einfach die Holzfasertöpfchen mit Pflanze und Erde und setze sie in größere (Ton-)Töpfe. Mit reichlich Erde ummanteln und gießen.
Frau gießt Salbeipflanzen in Tontopf
Kräuter selber ziehen: Dill in kleinen Anzuchtbehältern auf Fensterbank
Verschiedene Kräuter in Anzuchttöpfchen zum Selberziehen

Kräuter selber ziehen: Was es dir bringt

Kräuter von A bis Z aufziehen und hegen und pflegen ist ein tolles Projekt. Es hält dich von Frühjahr bis Herbst auf Trab. Besonders in der Phase der Anzucht gibt es viel zu tun, um die zarten Pflänzchen zu päppeln. Und noch mehr:

  • Du kannst dein Wissen vergrößern und Neues lernen. Vor allem weißt du nach einer Saison, welche Kräuter auf deinem Balkon besonders gut gedeihen.
  • Du kannst Bienen und Hummeln glücklich machen: Sie kommen wieder öfter vorbeigeflogen, wenn Rosmarin oder Thymian blühen. Die Blüten enthalten viel Nektar und bieten daher für die Insekten eine gute Grundlage für die Nahrungssuche.
  • Du kannst frische Kräuter unkompliziert ernten: Im Spätsommer einfach mit einer Küchenschere auf den Balkon gehen und Kräuterzweige für deine Backkartoffeln oder die Nudelsoße abschnippeln.

Und danach ist noch längst nicht Schluss: Mit guter Pflege wachsen die Pflanzen weiter und weiter. Du kannst also immer wieder kommen und dir deine Portion Küchenkräuter holen.

Rosmarin, Salbei und andere junge Kräuter in Tontöpfen selber ziehen

3 Dinge, die du unbedingt für Anzucht und Pflege brauchst

Natürlich kannst du fette Gartenbücher wie das „Manufactum Gartenjahr“ wälzen, um dein Kräuterprojekt umzusetzen. Aber es geht auch eine Nummer kleiner. Was du auf jeden Fall brauchst:

  1. Gute Erde für die Aussaat: Nimm am besten Anzuchterde. Das ist eine Spezialerde mit einem sehr niedrigen Nährstoffgehalt. Sie sorgt dafür, dass die jungen Pflanzen kräftige Wurzeln bilden und nicht zu schnell in die Höhe schießen. Für die meisten Kräuter ist sie auch dauerhaft geeignet. Ausnahmen sind Basilikum, Schnittlauch, Minze und Petersilie.
  2. Eine Blumenbrause, kleine Gießkanne oder Plastikflasche: Keimlinge müssen regelmäßig gegossen werden, um zu sprießen. Gleichwohl muss man darauf achten, die Wassermenge gut zu dosieren. Für die Anfangszeit nutze ich eine Blumenbrause aus Gummi. Nachteil: Man muss öfter ins Bad zum Nachfüllen flitzen, weil sie nur wenig Wasser aufnehmen kann. Später schwenke ich auf eine kleine Gießkanne oder Plastikflasche um.
  3. Dünger, am besten biologisch: Auf Balkonien gibt es keine Regenwürmer. Deshalb dünge deine Kräuter regelmäßig, damit sie wachsen. Ich war da im letzten Jahr etwas nachlässig und die Kräuter entsprechend mickrig. 

Fazit „Weniger ist mehr“

Drei Dinge habe ich beim Kräuter-selber-ziehen gelernt:

  1. Übe dich in Geduld, wenn du Kräuter ziehst: Es braucht viel Zeit, bis aus Keimlingen stattliche Pflanzen werden.
  2. Erwarte nicht gleich fette Beute – ernten kannst du erst ab August/ September.
  3. Es gibt Kräuter, die üppiger wachsen als andere. Dazu gehören beispielsweise Rosmarin, Thymian und Salbei. Dill und Koriander wurden gleich vom Wind umgepustet, so zart waren die Halme.

Dennoch will ich auch in diesem Frühjahr wieder eigene Kräuter aussähen und ziehen. Aber ich weiß mittlerweile: Weniger ist mehr. Deshalb konzentriere ich mich auf Rosmarin, Salbei und Thymian, weil ich weiß, das klappt auf jeden Fall. Petersilie, Minze und Koriander kaufe ich lieber im Topf - die sind mir nicht geglückt.

Apropos kaufen: Meine Kräutersamen in Bioqualität stammen vom Hauptstadtgarten. Die Box „Mein Kräutergarten“ enthält 9 Küchenkräuter von Basilikum über Bohnenkraut, Minze und Rosmarin bis Thymian in kleinen hübsch gestalteten Tütchen.

Gutes Rezept mit Salbei gesucht? Schau mal hier:

Fotos: Lotte Ostermann